Nutzfahrzeugbau in Sachsen

In Sachsen existierten von 1900 bis 1990 14 Standorte, an denen Nutzfahrzeuge gefertigt wurden.

Presto-Werke Günther & Co. AG Chemnitz (1897-1935)

Gegründet durch Georg Günther und Oswald Seyfert, produzierten die Presto-Werke zunächst Fahrräder und Motorräder, bevor ab 1907 Personenkraftwagen und Lieferwagen das Sortiment erweiterten. Nachdem Presto schon 1928 mit der Nationalen Automobilgesellschaft (NAG) in Berlin verschmolzen war, erwarb im Jahr 1935 die AUTO UNION AG die Chemnitzer Presto-Werke.

DUX-Automobilwerke AG Leipzig (1895-1926)

Das Unternehmen fertigte nach einem Einstieg als Lizenzbetrieb für Oldsmobil bald eigene Personenkraftwagen und Lieferwagen. Die mit luftgekühlten Otto-Motoren ausgestatteten Lastkraftwagen gab es in den Nutzlastklassen 3,0 t, 3,5 t und 5,0 t. 1926 wurde die DUX-Automobilwerke AG von den Chemnitzer Presto-Werken übernommen.

Markranstädter Automobilfabrik Hugo Ruppe GmbH (1907-1925)

Die 1907 von Hugo Ruppe gegründete Markranstädter Automobilfabrik fertigte zunächst Personenkraftwagen mit luftgekühlten Vierzylinder-Otto-Motoren, bevor 1913 auch Lieferwagen mit unterschiedlichen Aufbauten das Werk verließen. 1921 wurden größere Teile des Unternehmens in die Apollo Werke Apolda eingegliedert, vier Jahre später schloss die Firma.

Elite Werke AG Brand-Erbisdorf (1911-1931)

Jørgen Skafte Rasmussen und Georg Günther riefen 1911 die Elite-Motorenwerke AG ins Leben. Zunächst fertigte das Unternehmen u.a. Kolbenringe, bis 1914 mit dem PKW E 4 das erste eigene Kraftfahrzeug entstand. Nach dem Ersten Weltkrieg produzierten die Elite-Werke eine Lieferwagenserie und entwickelten einen LKW mit Elektroantrieb. 1929 wurde die Autoproduktion eingestellt.

Dresdener Gasmotorenfabrik AG (1884-1926)

1884 durch Moritz Hille gegründet, arbeitete das Unternehmen zunächst als Lizenznehmer für Motordreiräder, bevor 1911 die Fertigung von LKW mit 2,5 und 3,5 t Nutzlast begann. 1918 in Hille Werke AG umbenannt, erfolgte 1926 die Produktionseinstellung.

Emil Hermann Nacke Coswig (1891-1929)

Was mit einer Maschinenfabrik zur Fabrikation von Pumpen, Armaturen und Papiermaschinen begann, mündete 1900/01 in die Produktion von Automobilen, Lastkraftwagen und Omnibussen. 1929 erfolgte die Einstellung der Produktion.

Vogtländische Maschinenfabrik AG Plauen (1881-1945)

Zur Produktion von Textilmaschinen im Jahr 1881 gegründet, begann die Vogtländische Maschinenfabrik AG während des Ersten Weltkrieges die LKW-Produktion (Dreitonner). 1919 erweiterte das Unternehmen sein Programm bis hin zu Fünftonnern mit maximal 60 PS.  Zudem verließen Sattelzugmaschinen und Omnibusse das Werk. Die Umstellung 1943 von der LKW-Produktion zur Panzer-Herstellung zog die Bombardierung des Werks 1945 nach sich. Nach dem Krieg erfolgten Demontage und Sprengung der Werksanlagen.

Hebezeugwerk Sebnitz (1912-1971)

1912 gründete Georg Kirsten eine Schmiede- und Reparaturwerkstatt, die anfangs Kranaufbauten fertigte. Ab 1948 firmierte das Unternehmen als VEB Hebezeugwerk Sebnitz und produzierte u.a. Abschleppkräne. Die bekanntesten Fahrzeugkräne “Puma”, “Panther” und ADK 63 sind im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum zu besichtigen. Die Nutzfahrzeugproduktion in Sebnitz endete 1971.

August Horch & CIE. Motorenwagen AG Zwickau (1904-1932)

Das 1904 gegründete Unternehmen fertigte zunächst Personenkraftwagen und ab 1910 auch Nutzfahrzeuge (z. B. Krankenwagen). Obgleich auch Raupen- und Radschlepper entwickelt wurden, lag der Schwerpunkt der Horch AG immer im PKW-Bereich. 1932 floss das Unternehmen in die AUTO UNION AG ein.

Audi-Werke AG Zwickau (1909-1932)

Nsch seinem Ausscheiden aus der Horch AG gründete August Horch 1909 die August Horch Automobilwerke Zwickau AG, die 1910 in Audi Automobilwerke AG umbenannt wurde. Im Nutzfahrzeugbereich wurden Modelle von 1,5 bis 3,5 Tonnen Nutzlast gefertigt. wobei bald der Schwerpunkt auf Personenkraftwagen verlegt wurde. 1932 mündete die Firma in die AUTO UNION AG

AUTO UNION AG Chemnitz (1932-1945)

Das Unternehmen entstand als Verbund der Unternehmen Zschopauer Motorenwerke AG, Audi-Werke AG, August Horch & CIE. AG und der Automobilabteilung der Wanderer Werke AG. Zudem erwarb das Unternehmen 1934 die Chemnitzer Presto-Werke. Zwei Jahre später startete die Serienfertigung von Lieferwagen, 1941 wurde der LKW AU 1500 gebaut, 1942 die Lizenzfertigung des LKW Steyr 1500A. Auf Bombardierungen, Enteignung und Demontage folgte 1945 die Liquidation der AUTO UNION AG.

IFA VEB Horch/VEB Sachsenring (1945-1990)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Horch- und Audi-Werke beinahe vollständig demontiert. Nach einer ersten LKW- und Traktorenproduktion (H3, Pionier) entstanden Anfang der 1950er Jahre mit dem H3A und dem schweren LKW H6 eigene Produkte. 1958 wurde der H3A zum LKW S 4000 mit erhöhter Nutzlast weiterentwickelt, jedoch – wie der H6 – bald in Werdau gefertigt. Am Zwickauer Standort wurden bis 1990 nur noch PKW gebaut.

VEB Kraftfahrzeugwerk “Ernst Grube” Werdau (1898-1990)

Als Sächsische Waggonfabrik Werdau GmbH gegründet und in Firmierung und Rechtsform mehrfach modifiziert, fertigte das Unternehmen vor dem Zweiten Weltkrieg LKW-Aufbauten verschiedener Hersteller. 1951 begann als VEB Fahrzeugwerk “Ernst Grube” die Fertigungsaufnahme des LKW H6, ein Jahr später die des LKW G5, ab 1960 die des S 4000. Ab Ende der 1960er Jahre reduzierte sich die Produktion auf LKW-Anhänger und Sattelauflieger.

VEB Robur-Werke Zittau (1880-1990)

1880 von Gustav Hiller produzierten die Phänomen-Werke Gustav Hiller AG (1917 umbenannt) diverse Arten von Zwei- und Dreirädern. Mitte der 1920er Jahre stieg das Unternehmen in die LKW-Produktion ein. Die bekanntesten Fahrzeuge der 1930er Jahren sind der Granit 25 und der Granit 30. Nach 1945 demontiert und enteignet, wurde aus der Gustav Hiller AG das VEB Kraftfahrzeugwerk Phänomen, später dann VEB Robur Zittau. Die hier bis 1990 produzierten Frontlenkermodelle LO und LD wurden weltweit exportiert.

VEB Barkas Werke Karl-Marx-Stadt (1923-1991)

Als DKW-Zulieferer gegründet und 1934 in Framo-Werke GmbH Hainichen umbenannt, stellte das Unternehmen durchweg nur Kleinlastkraftwagen her. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion des Framo V 501/2 wiederaufgenommen und die Weiterentwicklung 901 produziert. 1960 löste dann der Barkas 1000 als neuer Kleinlastwagen die Framo-Reihe ab.